Vortrag über ehemaligen Lindenhof-Kapellmeister

PolliniAnlässlich der Wiedereröffnung des Zwickauer Lindenhofs vor 65 Jahren lädt das Stadtarchiv am 29. September in das Haus der Sparkasse ein. Ab 18 Uhr referiert Dr. Jürgen Nitsche aus Chemnitz über den jüdischen Kapellmeister Erwin Pollini (1899-1988). Im Rahmen der Veranstaltung zeigt das Stadtarchiv historische Ansichten und Veranstaltungsplakate des traditionsreichen Varietés, das 1992 geschlossen und 2003/2004 abgerissen wurde.

Nach einem Bombenangriff auf das Bühnenhaus im März 1945 konnte der damalige Besitzer Bruno Beyer das beliebte Varietè bereits am 1. September auf provisorischer Bühne wiedereröffnen.

Erwin Pollini (Bild) war der Enkel des bekannten Hamburger Operndirektors Bernhard Pollini (eigentlich: Baruch Pohl), der die Hamburger Oper von 1874 bis 1897 leitete. Unter Fritz Berger, der 1934 den Lindenhof übernommen hatte, wirkte Erwin Pollini ab 1935 als Kapellmeister und hatte damit maßgeblichen Anteil am Erfolg des Lindenhofs als „Volksvarieté“. 1942 wurde E. Pollini im Lindenhof verhaftet, nachdem ein Abstammungsbescheid vom Reichssippenamt eingetroffen war. Im Herbst 1942 aus der Haft entlassen wurde er nach Chemnitz geschickt und hatte sich  bei der Gestapo zu melden. Nach Zwangsarbeit in einer Lampenfabrik in Chemnitz wurde er schließlich nach Auschwitz deportiert. Anfang 1945 gelang ihm die Flucht von einem Häftlingstransport. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er wieder die Leitung des Orchesters des Lindenhofs. Pollini trat verschiedentlich als Komponist hervor. Eines seiner bekanntesten Werke war die Operette „Stern der Liebe“. Er war mehrmals verheiratet und hatte mehrere Kinder. Am 1. Februar 1988 ist er in Zwickau verstorben.

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