Kirche und Diktaturen im 20. Jahrhundert

Über zumutbare Wahrheiten zur kirchlichen Aufarbeitung der beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts und die letzten Jahrzehnte Protestantismus innerhalb der 900-jährigen Zwickauer Geschichte referiert Dompfarrer i.R. Dr. Edmund Käbisch am Dienstag in der Hochschulbibliothek der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Ab 17 Uhr soll unter anderem folgende These erörtert und dann zur Diskussion gestellt werden: „Der nicht aufzuhaltende Vertrauensverlust (Implosion) der Landeskirche ist von ihr selbst mit verursacht, weil keine sachgerechte Aufarbeitung der NS- und DDR-Diktatur erfolgte“. An einzelnen Personen wird das Denken und Handeln von Christen – größtenteils aus der Zwickauer Region – dargestellt. Nach Käbischs Auffassung waren sie staatshörig. In der Nazi-Zeit hätten sie sich unerbittlich eingesetzt, mit „Luther und Hitler“ eine neue Kirche zu schaffen. In der DDR-Zeit hätten sie Andersdenkende aus der Kirche herausgedrängt, damit das „gute Staat-Kirche-Verhältnis“ erhalten bleibt. Ihr Verhalten sei schädigend und nachhaltig gewesen, „denn sie haben Verrat geübt“. Weder nach der bedingungslosen Kapitulation 1945 noch nach der Friedlichen Revolution 1989 sei dieses Versagen öffentlich gemacht noch aufgearbeitet worden. Bis heute liege darüber die Decke des Schweigens. Somit könne es sich in ähnlicher Weise wiederholen. Die Gefahr bestehe, wer in der Diktatur schlafe, der wache in der Diktatur auf!

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